Fusion zwischen EVG und GS agri gescheitert


Litmathe: „Sie bekommen die Hand gereicht und hacken sie ab“ – In zwei Wochen folgt nächste Entscheidung
Bild und Text von Thomas Vorwerk Emstek (zur Bildvergrößerung, Bilder bitte anklicken)

Die Fusion zwischen der Ein- und Verkaufsgenossenschaft Emstek (EVG) und der GS agri in Schneiderkrug ist gescheitert – zumindest vorerst. Auf der Generalversammlung am Donnerstag in Emstek hat es nicht die erforderliche Mehrheit von 75 Prozent für diesen Schritt gegeben. „Man kann es nicht glauben, es ist lächerlich, es ist nicht nachvollziehbar. Sie bekommen die Hand gereicht und hacken sie ab“, wetterte Georg Litmathe, Verbandsdirektor des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems. „Man kann nur an die GS agri appellieren, dass sie trotz dieses Desasters am Montag auf ihrer Generalversammlung die Fusion dort zumindest beschließt“.

In zwei Wochen könne dann bei der neuerlichen Sitzung immer noch der Zusammenschluss seitens der EVG beschlossen werden. In den nächsten Tagen werden Vorstand und Aufsichtsrat versuchen, Mittel aufzutreiben, um zumindest bis zur nächsten Sitzung in zwei Wochen liquide zu bleiben. Andernfalls droht die Insolvenz. Litmathe zeigte einen Jahresfehlbetrag von 570000 Euro auf, der sich unter anderem aus hohen Verlusten im Getreidebereich, Zinsen und Wertberichtigungen zusammensetzt. Inkludiert sind hier bereits Rücklagen in Höhe von 45000 Euro. Verschärft wurde die Situation in den vergangenen Wochen dadurch, dass nach MT-Informationen mehrere hunderttausend Euro n Kundenguthaben abgerufen wurden. Vor der Abstimmung hatte sich EVG-Vorstandsvorsitzender Josef Lamping lautstark Luft gemacht, weil Absprachen und Zusagen, die nach seinen Aussagen im Vorfeld von der Agravis in Oldenburg gemacht wurden, sich in Rauch auflösen. „Ich weiß jetzt, was ein Wort wert ist, nämlich gar nichts, so lange man es nicht schriftlich hat.“ Vorstandsmitglied Bernd Hülskamp und er seien in Oldenburg gewesen und sich mit Agravis-Vertretern einig geworden, wie es weitergehen könnte. Gespräche könnten folgen, falls eine Fusion mit GSagri nicht zu Stande käme. Erst kurz vor der Versammlung haben Lamping und der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Thobe ein Schriftstück der Agravis in die Hände bekommen, das an Georg Litmathe adressiert war, aber auch ihnen beiden hätte zugestellt werden sollen. „Wir wären in ein offenes Messer gelaufen“, so Lamping, der aus dem Schreiben zitierte. Nachdem es die mündliche Zusage gegeben habe, dass, falls es keine Fusion gibt, neben der üblichen Umlauffinanzierung die Gewährung eines nachrangig eingetragenen Darlehens von 200000 Euro möglich sei, habe sich das Blatt gewendet. Angesicht der Gesamtverbindlichkeiten von vier bis fünf Millionen Euro setzte dies aber die Gewährung weiterer Kreditmittel durch Dritte in erheblicher Größenordnung voraus. „Da dies zur Zeit nicht erkennbar ist, haben wir unser Angebot zurückgezogen“, las Lamping vor. Der Vorstand, so Lamping, habe die Bilanz zu spät bekommen und zu wenig Zeit gehabt, sich nach weiteren Alternativen umzuschauen. „Wenn wir die Zahlen zehn Wochen früher gehabt hätten, hätten wir auch nach rechts und links geschaut“,  zielte Lampings Kritik auch in Richtung Raiffeisenverband. Darauf antwortete Georg Litmathe gelassen: „Die Situation ist ja nicht erst in den vergangenen zehn Wochen entstanden.  Hier wird suggeriert, die EVG sei in der Vergangenheit eine erfolgreiche Genossenschaft gewesen. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder in die Prüfungsberichte reingeschrieben, wie die Sache wirklich aussieht. Sie haben nicht immer Gewinne gemacht“. Es habe Jahre gegeben, da beruhte das Plus nicht auf operativen Gewinnen, sondern auf außerordentlichen Bilanzierungsmaßnahmen. Auf die niedrige Eigenkapitaldecke wurde schon 2007 hingewiesen und auch 2008 gab es mahnende Hinweise, dass die EVG schlecht aufgestellt sei. Defizite, wie sie jetzt eingefahren wurden, „pusten sie dann schnell um“, so Litmathe. „Andere Genossenschaften in Weser-Ems haben Eigenkapitalquoten von 40, 50, 60 Prozent. Sie haben so gut wie keine stillen Reserven gehabt, die diese Verluste auffangen konnten. Wenn sie auch nur einigermaßen kapitalmäßig mit Mitbewerbern mithalten wollen, dann brauchen sie 1,4 Millionen Euro“, rechnete er vor. „Das Wasser steht ihnen bis zum Hals und die GS agri wirft ihnen den Rettungsring zu“. Deren Geschäftsführer Anton Krömer wollte gestern den Sitzungsverlauf und dessen mögliche Auswirkungen auf die Fusionspläne nicht kommentieren.