Page 24 - Emsteker Nachrichten
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Seite 24                             EMSTEKER NACHRICHTEN

Fliegeralarm auf dem Schulweg

Die damals elfjährige Christa Büssing suchte Schutz am Cloppenburger Bahnhof

Emstek. (bd) Christa Wessendorf      Am späten Abend des 31. Oktober 1941 gingen eine Reihe von Bomben auf Emstek nieder. Eine Bombe
geborene Büssing ist eine Zeitzeu-   detonierte vor der Schmiede Hoffhaus an der Halener Straße (heute Reisebüro) und richtete schweren
gin. Wie viele ihrer Altersgenos-    Schaden an.
sen kann sie sehr lebhaft erzäh-
len, was folgende Generationen       einen Bunker, manchmal reichte      Dort stand ein so genannter La-   Luftangriffen verschont. Auch
nur noch aus Geschichtsbüchern       es nur noch für den Straßengra-     zarettzug, der Verletzte in ein   die Kirche blieb unversehrt.
und Museumsbesuchen erfah-           ben oder Hecken.                    Krankenhaus transportieren        Den größten Schaden richte-
ren werden: Geschichten aus der                                          sollte. Als der Alarm ertönte,    ten Soldaten an, die den Ort im
Zeit des 2. Weltkrieges, der vor 70    Eine besonders gefährliche Si-    setzte der Zug sich in Bewegung   März einnahmen, und mit Feu-
Jahren zu Ende ging. Geschich-       tuation erlebte die damals elfjäh-  und wurde Ziel eines Bomben-      ergeschossen Häuser in Brand
ten über ein Leben von Beschei-      rige Schülerin auf dem Heimweg      hagels aus der Luft. Voller Ent-  setzten. Auch das Haus Wessen-
denheit, schrecklicher Angst und     am Cloppenburger Bahnhof.           setzen erlebte die junge Christa  dorf in der Bahnhofstraße war
Entbehrungen, aber auch von          Wieder einmal ging der Flieger-     diesen Moment und weiß noch,      beschädigt. Vielleicht war es das
Zusammengehörigkeit, Glücks-         alarm und die Schülerinnen und      wie sie am Körper vor Angst       weiße Tuch am Kirchturm, vom
momenten und Chancen. Es ist         Schüler suchten Schutz in der       zitterte und sich an eine ältere  damaligen Vikar Taphorn befes-
eine Zeit ohne Massenkonsum          Unterführung des Bahnhofs.          Mitschülerin Schutz suchend       tigt, das Schlimmeres im Ort ver-
und Sattheit, es ist eine Zeit auch                                      anschmiegte.                      hinderte…
voller Hoffnung und Zuversicht.
                                                                           Emstek selbst blieb von            Fortsetzung nächste Seite...
  Am 13. März 1945, weniger als
zwei Monate vor Kriegsende,
zog „die Front“ englischer Solda-
ten aus Cloppenburg kommend
durch Emstek. Zuvor erlebte die
Bevölkerung den Krieg aus der
Luft – immer wieder schreckten
Fliegeralarme die Menschen auf.
„Ich ging damals das erste Jahr
nach Cloppenburg auf das Gym-
nasium Clemens-August. Die
„Nonnenschule“ gab es zu der
Zeit nich – als katholische Schule
war sie verboten. Mit dem Zug
fuhren wir Schüler von Emstek
nach Cloppenburg“, berichtet
Christa Wessendorf. „Bei aller
Gefahr war man insgesamt im-
mer um einen normalen Alltag
bemüht.“

  Die „wahnsinnige Angst“,
wenn es Fliegeralarm gab, kann
die jetzt 81-Jährige bis heute
noch spüren. Bei jedem Flieger-
alarm mussten sie Schutz su-
chen – häufig ging die Familie in

                                                                         Wir wünschen eine besinnliche Adventszeit
                                                                         und schöne Feiertage.
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