Page 25 - Emsteker Nachrichten
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EMSTEKER NACHRICHTEN                                                                                                                                                                                             Seite 25

Viele Neugierige besichtigten am 1. November 1941 die Schäden, die die Bomben in Emstek angerichtet hatten. Eindruck machte auch dieser
Krater auf dem Acker, den eine explodierende Bombe gerissen hatte, ohne weiteren Schaden anzurichten.

Dramatische Versorgung in den Städten

Viele Emsteker hatten eine „Stadt-Familie“, die sie besonders unterstützten

  Fortsetzung...                  sammelte, deren erwachsene        wurde in der Küche gesungen,                                                 Im Schulgarten 21 · 49685 Höltinghausen · Tel. 0 44 73 / 25 41  das Mädchen Christa schon:
                                  Tochter zwar eine Fabrik be-      bis endlich ein Glöckchen das                                                                                                                eine Puppe. Da es aber keine zu
  Viele Familien mussten ihre     saß, aber die Familie nicht mit   Christkind ankündigte. Der                                                                                                                   kaufen gab, machte sie sich mit
Häuser für Soldaten räumen        Nahrung versorgen konnte. Als     Tannenbaum leuchtete, es gab                                                                                                                 viel handwerklichem Geschick
oder mit ihnen teilen. Auch die   Dankeschön bekamen sie an         selbst gebackene Kekse – Scho-                                                                                                               selbst eine. Dank des Kontaktes
Familie von Christa Wessen-       einem Weihnachtsfest Schlitt-     kolade konnte man damals nur                                                                                                                 nach Oldenburg gab es später
dorf (Büssing) musste ihr Haus    schuhe geschenkt – ein tolles     selten bekommen. Und als Ge-                                                                                                                 tatsächlich noch eine gekaufte
verlassen und für einige Tage     Geschenk! So konnten sie im       schenk gab es Gebrauchsgegen-                                                                                                                Puppe. Das war der ganze Stolz
in ein kleines Nachbarhaus        Winter auf dem zugefrorenen       stände, Kleidung. „Ich erinnere                                                                                                              des Mädchens und sie fertigte
ziehen. Nachdem die Soldaten      Teich in Westeremstek, wo die     mich noch besonders an die                                                                                                                   alles, was dazugehörte, für ihre
weitergezogen waren, konnten      Familie Georg Büssing wohnte,     schrecklichen selbst gestrickten                                                                                                             Puppe selber an!
sie wieder in ihr Haus zurück-    wunderbar Schlittschuh laufen.    Strümpfe von Frau Brocklage –
gehen – und die Kinder freuten                                      alle kennen sie. Sie waren hart                                                                                                              H.MEYER
sich über Schokolade und Kekse,      Spielsachen, wie man sie       und unangenehm und wir wa-
die sie im ganzen Haus fanden,    heute kennt, hatten die Kinder    ren froh, wenn sie abgetragen                                                                                                                  Schuh-Fachgeschäft Reparaturwerkstatt
Proviantreste der Soldaten. Zwar  im Krieg und kurz danach nicht.   waren“, erinnert sie sich.
mussten sie auf dem Land kei-     Es wurde sommers wie winters                                                                                                                                                     Emstek · Clemens-August-Straße 13 · Tel. 04473/361
nen Hunger leiden, aber solche    im Freien gespielt. „Gefehlt        Einen innigen Wunsch hatte
Leckereien gab es nie!            hat uns nichts“, betont Christa
                                  Wessendorf. Auch die Vorweih-          c c aus
  Ganz anders erging es der       nachtszeit und das Weihnachts-
Stadtbevölkerung. Mit dem         fest erlebte sie als wunderbaren           f
Kriegsende wurde die Versor-      Zauber. Adventskränze wurden
gungssituation für sie drama-     selbst gemacht, mit Dekora-                                                 GeWsEceihinheenntakocidlhleeteenz!u
tisch. Die Städter litten Hunger  tion, die schon die Jahre zuvor
und kamen in völlig überfüllten   verwendet wurde. Auch damals
Zügen auf das Land, um sich       zählten sie mit einem Advents-
mit dem Nötigsten zu versor-      kalender, bestückt mit kleinen
gen. Säckeweise sammelten         Bildern und Texten zur Weih-
die hungrigen Stadtmenschen       nachtsgeschichte, die Tage bis
Kartoffeln von den Feldern. Für   zum Heiligen Abend. Und dann
weitere Lebensmittel wurden       war die Aufregung groß, wenn
Tauschgeschäfte gemacht. Viele    es am 24. Dezember zu Fuß zur
Emsteker hatten eine „Stadt-Fa-   Kirche ging.
milie“, die sie besonders unter-
stützten. Christa Wessendorf         Am ersten Weihnachtstag
erinnert sich, wie sie mit ih-    schauten sie bei den Freunden
ren Geschwistern Blaubeeren       vorbei, um zu sehen, welche
für eine Oldenburger Familie      Geschenke sie bekamen. Zu
                                  Hause bereitete die Mutter al-
                                  les für die Bescherung vor. Erst
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