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22                                          Emsteker Nachrichten                              14. Oktober 2021



           Wunschberuf:Landwirtin!


           BiancaTöbbeundFriederikeWernerarbeitenmitLeidenschaftundausÜberzeugung

           Emstek (bd). Immer neue Regeln,
           ständige Kritik und Schuldzuwei-
           sungen als Umweltsünder. Man
           könntemeinen,derBerufdesLand-
           wirtesverliertseineAttraktivitätund
           müsste um Nachwuchs kämpfen.
           Doch Bianca Többe und Friederike
           Werner aus Emstek sehen das ganz
           anders.FürbeidewarnachdemAb-
           itur klar: wir werden Landwirtinnen.
           UndzwarausÜberzeugungundmit
           Leidenschaft.
             Beide sind auf einem landwirt-
           schaftlichen Betrieb mit Tierhal-
           tung aufgewachsen. Für Friederike
           warklar:„Ichwolltegerneetwasmit
           Tieren machen.“ Dass es sich dabei
           um Tiere handelt, die geschlachtet
           werden, war für sie nie ein Problem.
           „Ich kenne das ja. Auf unserem Hof
           wurde mir gezeigt, wie geschlach-
           tet, wie ausgenommen wird.“ Ge-
           nauso geht es auch Bianca Többe.

             „In der Landwirtschaft
               gibt es unglaublich
                                      Für Bianca Többe (links) und Friederike Werner war nach dem Abitur klar: Wir werden Landwirtinnen.
               viele Möglichkeiten
                                                                                                         Foto. B. Deeken
                 zum Arbeiten“
                                      ihre Prüfungen vor. Zwischendurch von smarten Lösungen steigt kon- echte Verbesserungen gehen soll.
             Tierliebe bedeutet für die beiden verdient sie sich etwas zum Studi- tinuierlich.  Größere, mit Stroh ausgelegte
           jungenFrauen,sichgutumihreTie- um dazu – in ihrem Beruf als Land-  Manchmal werden sie von Fach- Ställe für die Mastschweine zum
           re zu kümmern. Zu erkennen, wenn wirtin. Im Sauenstall.  fremden gefragt, was sie denn den Beispiel. Da steht der Emissions-
           es ihnen an etwas fehlt und sich am  AllenSkeptikernzumTrotznimmt ganzen Tag so machen, als Land- schutz einer positiven Entwicklung
           lustigen Treiben des Nachwuchses das Interesse unter Frauen an die- wirtinnen. Dann legen die jungen entgegen. Schwierig. Die Situation
           zu erfreuen. An ihrer Arbeit schät- sem Beruf stetig zu. „Es gibt auch Landwirtinnen erstmal los. Am im Oldenburger Münsterland mit
           zen sie – neben der Nähe zu Tieren keinen Grund, es als Frau nicht zu Beispiel der Kastration von Ferkeln zu geringen landwirtschaftlichen
           – die Vielseitigkeit, die Verantwor- tun“, sind sich die beiden einig. oder sanfter Geburtshilfe demons- Flächen, vielen Auflagen und wenig
           tung und die Möglichkeiten der per- Und wenn es körperlich mal etwas triert Bianca die geballte Ladung Planungssicherheit ist eine große
           sönlichen Weiterentwicklung.  anspruchsvoller zugeht, kennen an Fachwissen. Anforderungen an Herausforderung.
             Bianca setzte im Anschluss an Bianca und Friederike nur eine Ant- Verstand und Körper.  Manches kann man aber eigen-
           ihrezweijährigeAusbildungdenBe- wort: „Verstand geht über Muskeln.“              ständig ändern. Das Thema Anti-
           triebswirt für Agrarwirtschaft drauf. Tatsächlich wissen sie sich immer  „Die großen Fahrzeuge  biotika beispielsweise ist für Bianca
           „Damit bin ich Profi“, sagt sie und zu helfen. Und nicht selten ist die  und Geräte machen  Többe eine klare Angelegenheit:
           lacht. Es ist so etwas wie der Meis- weibliche Herangehensweise die  so richtig Bock!“  Das Medikament kommt nur zum
           tertitel im Handwerk. Bis ihr Bruder Bessere. Davon sind sie überzeugt.          Einsatz,wenneswirklichseinmuss.
           mit seiner Ausbildung gleichgezo-                                                Sie beobachtet ihre Tiere genau.
           gen hat, bleibt die 25-Jährige auf  Tierliebe bedeutet,  Natürlichbeschäftigtdieöffentli- Tauchen Krankheitssymptome auf,
           dem elterlichen Hof. Dann wird sie  sich gut um die Tiere  che Diskussion um die Veränderun- wird das Tier untersucht, und wenn
           sich etwas Neues überlegen. „Das  zu kümmern          gen in der Landwirtschaft auch die eserforderlichist,ja,dannwirdauch
           Tolle an der Landwirtschaft ist ja,                   beiden Frauen. Dabei verschließen ein Antibiotikum gegeben. Sofern
           dass es unglaublich viele Möglich-                    sie sich nicht gegenüber den For- der Tierarzt es anordnet.
           keiten zum Arbeiten gibt“, sagt sie  Und die großen Fahrzeuge und derungen nach Tierwohl und Um-  EinGesprächmitdenbeidenam-
           und strahlt eine wunderbare Zu- Geräte? Mit leuchtenden Augen weltschutz. Im Gegenteil. Doch den bitionierten, klugen Frauen zeigt:
           friedenheit aus.           kommt ein: „Die machen richtig ewigen Streit zwischen konventi- man muss sich auskennen, bevor
             Friederike Werner geht einen an- Bock!“ Auch wenn die schmalen onellem und biologischem Anbau man urteilt. Schubladendenken ist
           deren Weg. Die 22-Jährige steckt Straßenherausforderndsind.Tech- sehen sie einfach nur als hinderlich. definitiv fehl am Platz. Die aktuel-
           bereits tief im Studium zur Agrar- nisches Interesse muss man für die  Genauso wie die restriktive Ge- len bürokratischen Auflagen sind es
           wirtschafterin und bereitet sich auf Arbeit auch mitbringen. Der Einsatz nehmigungspolitik, wenn es um ebenfalls.
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