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Seite 22 Emsteker Nachrichten 29. November 2018
EmstekerimInterview:MarliesScheele,Schulleiterin
„IchwürdedenBerufimmerwiederwählen“
ImGesprächmitMarliesScheele,LeiterinderGrundschuleEmstek
Frau Scheele, Sie haben gera-
de Ihr Dienstjubiläum gefeiert.
Einen großen Teil Ihrer Dienst-
zeit haben Sie als Schulleiterin
verbracht. Damit haben Sie den
Job übernommen, den heute an
vielen Schulen keiner mehr ma-
chen möchte.
Ja, ich bin seit 40 Jahren im
Schuldienst. Das ist schon sehr
seltsam, es fühlt sich nicht so
lange an. Die Aufgaben der Schul-
leitung habe ich schon gekannt,
bevor ich vor gut 16 Jahren nach
Emstek gekommen bin. Davor
hatte ich bereits 13 Jahre an der
Grundschule in Bühren diese Auf-
gabe übernommen. Schule verändert sich kontinuierlich, sagt Schulleiterin Marlies Scheele. Foto: B. Deeken
Diese Kontinuität spricht doch inklusive Schule und seit Beginn de so ein umfangreiches Kerncur- zwischen Eltern und der Schule.
eher für eine reizvolle Aufgabe… dieses Schuljahres offene Ganz- riculum vor, dass Lehrerinnen und Gerade jetzt haben wir sehr enga-
Grundsätzlich ist es schon tagsschule. Die Schülerinnen und Lehrer sich manchmal regelrecht gierte Eltern, die sich aktiv einbrin-
schön, eine Schule zu leiten. Schüler werden teilweise von 7.45 gehetzt fühlen, weil sie den Lehr- gen. Auf diesem Weg erfahren wir
Schließlich habe ich so die Mög- Uhr bis 15.30 Uhr unterrichtet, be- plan einhalten wollen und müs- als Schule auch sehr viel darüber,
lichkeit, gemeinsam mit dem treut und während des Mittagsti- sen. Ich bin nicht sicher, ob das für wie unsere Arbeit ankommt. Na-
Kollegium Dinge zu verändern, zu schesbegleitet.Wegendergroßen Schüler und Lehrer immer optimal türlich gibt es Eltern, wo wir uns
verbessern – Schule zu gestalten. Nachfrage haben wir in diesem ist. Auch die soziale Komponente etwas mehr Engagement wün-
Ich kann aber schon nachvollzie- Schuljahr nach den Herbstferien ist intensiver geworden. Durch schen, bei anderen wäre manch-
hen, dass einige Kolleginnen und beiunsimHauseineprovisorische die Ganztagsschule erfahren wir mal etwas weniger mehr.
Kollegen das nicht mehr über- Mensa eingerichtet. Täglich essen viel mehr von den Kindern, ihren
nehmen möchten. In verschiede- 50 bis 60 Kinder mittags in der Lebensumständen. Und hier ver- Frau Scheele, nach all den Jah-
ner Hinsicht wird der Arbeitsauf- Schule. Somit sind zur Aufgabe, ändert sich ganz viel. Vor zwanzig ren machen Sie den Eindruck, als
wand oft nicht wirklich honoriert. den Kindern Lesen, Rechnen und Jahren waren die meisten Mütter würden Sie Ihren Beruf immer
Die Aufgaben einer Schulleitung Schreiben beizubringen, noch ei- noch zu Hause, heute arbeiten wieder wählen. Stimmt das?
sind im Laufe der Jahre stetig ge- nige hinzugekommen. Das muss fastalle.Familienstrukturensehen Ich mache meine Arbeit sehr
wachsen. Und ohne eine gewisse allesorganisiertwerden.Undhäu- heute sehr unterschiedlich aus. gerne. Ja. Und was ich immer wie-
Blauäugigkeit und der Zuversicht, fig gibt es nur geringe Hilfestel- Das bringt Aufgaben in der Schu- derbesondersgenieße,dassistzu
dass alles schon funktionieren lungen. Da kommen dann einmal le mit sich, die in keinem Lehrplan beobachten,wieschnelldieKinder
wird, geht es tatsächlich nicht. mehr die erwähnte Blauäugigkeit stehen. in der ersten Klasse Fortschritte
Schule ist dynamisch, sie verän- oder auch ein gewisses Maß an machen. Das ist so atemberau-
dert sich kontinuierlich. Gottvertrauen ins Spiel. Die Bedeutung der Zusam- bend! In keinem Schuljahr lernen
menarbeit zwischen Eltern und sie so schnell und so erkennbar
Wenn Sie Schule von früher Ist auch die Arbeit mit den Kin- Schule wird immer wieder be- viel. Das ist ein ganz wunderbares
mit heute vergleichen, was hat dern eine andere geworden? tont. Wird das auch noch so ge- Gefühl. Zudem gibt mir die enge,
sich deutlich verändert? Sie ist umfangreicher gewor- lebt? vertrauensvolle Zusammenarbeit
Die Anforderungen an Schu- den.NatürlichbringenwirdenKin- Schon durch die verschiedenen im Kollegium und mit den Eltern
le sind deutlich gestiegen. Das dernimmernochdieerstenSchrit- Gremien Elternvertreter, Schulel- sehr viel. Ja, ich würde meinen
Angebot hat sich gewandelt: te bei. Lesen, Schreiben, Rechnen ternrat oder auch Schulvorstand Beruf immer wieder wählen. Für
Wir sind seit vielen Jahren ver- –vereinfachtgesagt.Abermittler- ergibt sich ein guter Austausch mich ist das „Lehrerdasein“ das
lässliche Grundschule, zudem weile gibt die Landesschulbehör- und auch enge Zusammenarbeit richtige.